TA-Skandal: Die Kursmanipulation (mit Video, Eco)

Die Telekom Austria Kursmanipulation

Die Telekom Austria genehmigte ihrem Management eine ganz besondere Vertragsklausel: Unabhängig von Verkaufszahlen, Kundenzuwächsen - oder anderen relevanten Unternehmensdaten - würden insgesamt 8,7 Millionen Euro an mehr als einhundert Manager ausgeschüttet, wenn nur der Kurs der TA-Aktie an einem bestimmten Tag (dem 26. Feber 2004) einen bestimmten Wert (€11,70) übersteige.

Die Prämien waren also direkt an den Aktienkurs des Unternehmens gekoppelt, was seit Bekanntwerden für Kritik sorgt. Wilhelm Rasinger vom Interessensverband für Anleger (IVA) geht in nicht nur mit den Beratern der Telekom hart ins Gericht: vor allem auch der Aufsichtsrat, der diese Pläne völlig unkritisch abgesegnet bzw. durchgewunken hat, hätte versagt. Eine solche Vertragsklausel sei geradezu eine Einladung gewesen, den Kurs zu manipulieren.
(nachzusehen in: http://youtu.be/3wRJQIBwbDw?t=5m30s).

Der Kurs einer Aktie steigt und fällt mit ihrer Nachfrage. Weil der Kurs der TA-Aktie knapp vorm Stichtag unterhalb des bonusträchtigen Werts gelegen war, ergriff das Management die Initiative: Sie investierten 500.000 Euro in einen Broker (Johann Wanovits, er ist zugleich Gründer) der EURO INVEST Bank, damit dieser (durch den zeitgerechten Kauf von 900.000 Aktien) den Kurs kurzfristig in die Höhe schnellen lässt - was die vereinbarten Boni dann tatsächlich auch zur Auszahlung brachte. Die Manager zweigten also eine halbe Million aus dem Budget der Telekom ab, um damit die Telekom nochmal um weitere 9 Millionen zu prellen.
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110730_OTS0005/profil-affaere-telekom-euro-invest-manipulierte-2004-aktienkurs-im-auftrag-der-telekom

Die Rolle der FMA

Der auffällig abrupte Kurssprung war nicht unbemerkt geblieben. Medien (allen voran das Profil) berichteten und recherchierten umfangreich in der Causa, auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) schaltete sich ein - erwies sich allerdings als hilflos. "Es gibt keine Hinweise dass das Management in die Abläufe am 26.2., in die Schlussauktion, involviert gewesen wäre", meinte FMA-Vorstand Kurt Pribil vor sieben Jahren.
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/685023/FMA-findet-2004-keine-Hinweise.

Bananen statt Alpen
Heute verteidigt sich die FMA anders: Der Behörde hätten damals einfach die richtigen Waffen gefehlt, heißt es seit dem Frühjahr. Der Wiener Euro Invest Bank sei zwar ein Strafbescheid wegen "Schädigung des Rufs der Wiener Börse" zugestellt worden, mehr hätte man aber nicht ausrichten können.
„Der Kurssprung, den damals die Telekom-Aktie innerhalb von Sekunden hingelegt hat, der war öffentlich bekannt“, erzählt der neue FMA-Chef Helmut Ettl. Man hätte auch sofort Ermittlungen eingeleitet, sah sich aber mit einem waschechten Bananenrepublikproblem konfrontiert: „Diese Manipulation des Kurses durch diese Bank war nicht strafbar. Damals waren keine Gesetze da, um das auch straf- oder verwaltungsrechtlich zu ahnden“.
Tatsächlich war das Börsengesetz hoffnungslos veraltet, der entsprechende Straftatbestand (heute drohen den betroffenen Managern bis zu 10 Jahre Haft wegen Untreue und neu: Marktmanipulation) wurde erst mit einer Novelle 2005 eingeführt.

Detektive
Aber auch der Nachweis über eine Verbindung zwischen dem TA-Management und Broker Johann Wanovits wollte der Behörde nicht gelingen. Der damalige TA-Finanzvorstand, Gernot Schieszler, hatte Geld und Anweisungen nämlich in einem Kuvert übergeben, eine Quittung existierte nicht. Das stellte die Detektive der FMA vor einen - für sie - unlösbaren Fall, den sie schließlich in einer einsamen Schublade verstauben ließen.

Gabi Moser und der Dominoeffekt

Andere gaben nicht so schnell auf: Anhand von Medienberichten (!) fertigte Die Grünen Abgeordnete Gabriele Moser eine Sachverhaltsdarstellung, übermittelte diese an die Staatsanwaltschaft und brachte den Fall wieder ins Rollen. Sieben Jahre waren vergangen, die Verjährung drohte.

Bei Peter Hochegger waren im Zuge einer anderen Causa (BUWOG) Hausdurchsuchungen erfolgt, die Funde dort decken sich mit dem umfangreichen Geständnis Gernot Schieszlers (er hat sich der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge angeboten) und lösten nun einen Dominoeffekt aus: Nicht nur gegen ehemalige TA-Manager wird ermittelt: auch Lobbyisten und Politiker sind ins Blickfeld geraten, von Schmiergeldzahlungen und Geldwäsche ist die Rede.


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